aus der Premierenkritik von Sarah Goertz, EJZ, 19.10.24:
Dantes „Göttliche Komödie“. Teil eins: das Inferno, die Hölle, die Unterwelt, das Schattenreich. Wie auch immer man den Ort nennen mag, an dem Sünder für ihre Vergehen büßen – das Hauptwerk des italienischen Dichters Dante Alighieri (1265-1321) hat die Jahrhunderte, sieben sind es an der Zahl, überdauert. Und so oft es bereits für Theaterbühnen bearbeitet wurde, so oft es bereits popkulturelle Inspiration für diverse Netflix-Serien, Musik von Klassik bis Metal und Literatur wie dem „Lustigen Taschenbuch“ bot, wirklich Neues kann man von einer Inszenierung der Erzählung von den neun Höllenkreisen, die Dante und sein Begleiter, der römische Dichter Vergil, durchwandern, eigentlich nicht erwarten.
Schauspielerin und Tänzerin Ursula Pehlke hat mit diesen Erwartungen gebrochen. mit beeindruckenden Lichtprojektionen, ein wenig nackter Haut und einer ungezwungenen Verbindung von 21. und 14. Jahrhundert. Und obwohl sie die knapp 90 Minuten auf der Bühne alleine bestritt, mangelte es an Anspielpartnern doch nicht. Der Grund: die Holzstiche des französischen Malers Gustave Doré (1832-1883) – schwarz-weiße Illustrationen der „Göttlichen Komödie“, die auf den Bühnenhintergrund projiziert werden. Die gestählten Körper der Sünder, die in der Hölle büßen müssen, umschmeichelte Ursula Pehlke mit ihrer eigenwilligen und bedächtigen Körpersprache, die sich im Gegenlicht als schwarze Silhouette auf der Leinwand abbildete.
…Das Ergebnis ist ein von Anfang bis Ende fesselndes Schauspiel, bei dem die Projektionen nicht im Hintergrund bleiben, sondern auch auf die weißen Gewänder der Schauspielerin fallen, die durch ihre Bewegung von der Lichtquelle weg und zu ihr hin mit der Größe der Schattenwürfe und Projektionen arbeitete. … Ursula Pehlke ist nicht nur stille Begleiterin auf Dantes und Vergils Reise durch die Hölle. Mal ist sie das Wasser des Flusses Styx, in dem sich die Choleriker bekämpfen. Mal ist sie eine affektierte Dame aus dem Barock, die gekünstelt über die nackten Leiber der Gefräßigen lacht, die ihr Dasein in fauligem Schlamm fristen. Sie begleitet die Wandernden in 13 verschiedenen Charakteren durch die Hölle (und auch wieder hinaus). Obwohl zumeist in Schwarz und Weiß gehalten, ist das Inferno kein düsteres Stück. Es ist eines, das die Gattungsbeschreibung Komödie zuweilen ernst nimmt.
Projektionsdesign: Dietrich Burmeister Requisite & Bühne: Arwed Wetzel Tanz und Schauspiel: Ursula Pehlke
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