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Sarah Says.Sarah Sagt

von Lia Nirgad, Theaterverlag Hofmann-Paul

Zwei Schwestern haben die auffallend unkonventionelle und seltsame Idee die Knochen der verstorbenen Mutter auszugraben und wieder zusammen zu setzen. “Wir sollten wenigstens ihre Knochen aufheben, who else?” Weil die Mutter so gern reiste, packen sie sie in einen Koffer. Sie bemerken, dass der Hand der Mutter die gewohnte Zärtlichkeit fehle und beschließen die fehlende Substanz zu ersetzen. Ihr Pragmatismus macht auch vor dem Aufteilen des Erbes keinen Halt.

Ein poetisch skurriler und zweisprachiger Tanz. englisch-deutsch

55,5 min.  und 55 kg Knochen

Spiel und Butoh Tanz: Ursula Pehlke

IM SPIELPLAN
zur Zeit keine Veranstaltungstermine

Butoh ist Körpertheater im radikalsten Sinn. Es erlaubt dem Tanzenden, alte Erinnerungen des Körpers abzurufen und mit ihnen auch solche Bilder und Emotionen auszudrücken, die normalerweise im Alltag keinen Platz finden. Für den Zuschauenden eine Chance, sich auch für die eigenen Innenwelten zu öffnen.

Butoh und Schauspiel miteinander zu verbinden, ist eine Herausforderung, denn normalerweise kommt Butoh ohne Sprache und ohne Requisiten aus. Die zweisprachig erzählte Geschichte wirkt auf den ersten Blick etwas schräg: zwei Schwestern kommen auf die Idee, die Knochen ihrer toten Mutter auszugraben und wieder zusammenzufügen. Da die Mutter gerne unterwegs war, packen sie die Körperreste kurzerhand in einen Koffer und gehen damit auf eine Reise. Skurril, aber durchaus in der Tradition alter japanischer Begräbnisrituale. Dort werden die bei der Feuerbestattung übrig gebliebenen Knochen in einem feierlichen Ritual wieder zusammengelegt und für mehrere Wochen noch einmal in das Leben integriert. Auch die Schwestern tun dies und versuchen so, den Tod im Wortsinne zu begreifen. Eine hautnahe Auseinandersetzung mit der Familienvergangenheit und der eigenen Identität.  Auch wenn Butoh-Tanz besonders die dunklen Seiten menschlichen Lebens ausleuchtet, sind Stück und Inszenierung alles andere als düster. Die Reise der Schwestern mit einem Koffer voller Knochen zeigt einen eher liebevollen Blick auf den Tod. Eine poetische Annäherung an das Unbegreifliche. (Peter Bauhaus)

Premiere 15.11.2019

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Pressestimme EJZ

18. November 2019

... Ursula Pehlke ist Sarah, sie sammelt die Knochen, sie packt sie in den Koffer der Mutter, die so gerne gereist ist, sie entblößt sich und ihre Gefühle, ohne dabei die Kleidung abzulegen. „Wie liebt man eine Mutter, die tot ist?“ fragt sie mit jeder Bewegung, und ihre Körperspannung, die Musik und ihre Gesten übertragen sich auf den ganzen, fast vollen Raum. Man könnte die Geschichte mit den Worten der Dichterin Mascha Kaleko zusammenfassen: „Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur, doch mit dem Tod der andren muss man leben.“ Und Sarah versucht es, aber es ist so schwer.....Sarah hat die Knochen, sie fügt sie zusammen, verteilt sie auf ihrem Körper, sinniert über die Frage, ob man vielleicht wenigstens eine Hand der Mutter wieder herstellen könnte. Das wirkt manchmal durchaus skurril, aber überhaupt nicht makaber oder zynisch und hat rein gar nichts mit den dunklen Riten heutiger „Grufties“ zu tun. Es ist die sichtbar gemachte Trauer, die sichtbar werdende Arbeit, wieder ins Leben zu finden und die Toten ruhen zu lassen. Was im wahren Leben Jahre dauern kann, erzählt Ursula Pehlke hier in einer langsamen, aber trotzdem kurzweiligen Stunde. Als die vorbei ist, herrscht einige Augenblicke Dunkelheit und gespann- te Stille. Wo sind wir jetzt, was haben wir gerade erlebt? Doch dann applaudieren die Zuschauer erst zögernd, aber dann lange und kräftig – auch eine Befreiung.