Newsletter 5/20

2020
endet mit einer Generalprobe

Es endet ohne Premiere
Es endet mit dem Löschen des Lichtes
es endet ohne einen lauten Knall,
es endet mit dem Anruf des Gesundheitsamts

Mit viel Schwung haben wir uns an die Arbeit gemacht in der Hoffnung „Wie Dilldapp nach dem Riesen ging“ von Tankred Dorst wenn schon nicht öffentlich, so doch vor Schülern spielen zu können - Schulklassen, das sind ja Kohorten! dachten wir uns. Alle Schulvorstellungen waren gebucht! Doch dann kam, wirklich im Endspurt der Proben, die „zweite Welle“, machte die Premiere unmöglich und ließ uns als begossene Pudel zurück. So spielten wir die Generalprobe vor leerem Saal, nur beobachtet von zwei Videokameras. Schließlich wollen wir uns erinnern können, wenn wie „Wie Dilldapp nach dem Riesen ging“ irgendwann doch spielen können, und sei es in einem Jahr...

Ja, 2020 hätte ein großes Jahr für die Freie Bühne Wendland werden sollen:
„BAUERN, HIPPIES, FEUERWEHR! - ein Landkreis macht Theater“, das Spektakel mit bis zu 200 Teilnehmer*innen war nach jahrelanger Vorarbeit schon weit gediehen. Am Freitag den 13. März mussten wir dann doch sagen: VERSCHIEBEN

Die Premiere von „Leni und Susan“  war für das Frühjahr  fest eingeplant, unsere Bühne für die Kulturelle Landpartie in Weitsche aufgebaut! Doch dann kam... der erste Lockdown.

Dann halt Theater draußen...

Nun ja, verschoben ist nicht aufgehoben, rasch wurde umdisponiert, und sobald es wieder ging, nutzten wir im Sommer den wunderschönen Innenhof des Herrenhauses Salderatzen für ein kleines Theater-Festival, über vier Wochenenden verteilt. Als besonders schönen Abschluss gab es die 100. (in Worten:einhundertste!) Vorstellung von „Emmas Glück“! Gekrönt durch den Besuch von Claudia Schreiber, Autorin des erfolgreichen Romans „Emmas Glück“ und des Drehbuchs zum gleichnamigen Film.

Sekt mit Claudia Schreiber nach der 100sten EMMA.

Es war beglückend zu erfahren, dass unser Publikum unser Theater vermisst hat. Bestätigt bekamen wir das auch bei unseren Dorf- Aktionen: „Über die Dörfer. Rücksturz zur Erde!“

So nannten wir diese theatralen Interventionen im heimischen Wendland, gefördert vom Fonds Darstellende Künste. In vier ausgewählten Dörfer tauchten wir mit unserem spektakulären Theaterbus auf, um ganz nah ran (nein, nicht zu nah!) an unser Publikum zu kommen. Es gab Clownerie, Kaffee und Kekse, Corona-Abstand und unsere Frage: Was bedeutet Euch Theater in diesen Zeiten? Was wünscht Ihr Euch von uns? Die Antworten und Reaktionen machten uns Mut!

Und so hat uns 2020 mit seinen neuen Bedingungen ganz unerwartet ein wunderbares Wagnis beschert: Theater unter freiem Himmel! Mit diesem neuen Konzept wollen wir im nächsten Jahr ganz groß rauskommen! Aber davon später..

Ermutigt durch diesen aufregend anderen Theatersommer stürzten wir uns in die Proben für unser Weihnachtsstück "Wie Dilldapp nach dem Riesen ging" mit bekanntem Ausgang.

Das Making-of-Video:

Jetzt aber schauen wir nach vorne: Eins hat uns das vergehende Jahr gelehrt, wir werden auch 2021 hauptsächlich draußen spielen. Säle sind auf absehbare Zeit kein guter Ort für unser Publikum.

Foto: J. Zahlmann / EJZ

Wir wollen „Moby Dick“ spielen, vor, neben und auf unserem großen Theaterbus, der sowohl den Wal als auch das Schiff darstellen wird. Premiere am liebsten an der Elbe, wir sagen mal: 30. Mai 2021, Neu Darchau! „Ahoi! Habt ihr den weißen Wal gesehen?“ Die Koproduktionen „Ein kurzer Abend über die Lüge“ mit dem Culturladen Clenze und „Wie im richtigen Leben“ von Martin Huber warten ungeduldig auf ihre Wendlandpremiere.

Das 2020 ausgefallene große Theaterspektakel „BAUERN, HIPPIES, FEUERWEHR! - ein Landkreis macht Theater“, wird vom 24. bis 27. Juni 2021 auf dem Lüchower Marktplatz, nachgeholt - wenn es denn dann erlaubt ist.

Im Spätsommer wird dann die „Höhbeck Saga“, die Geschichte von Karl und Margret Voelkel und ihren Kindern, die Anfang des letzten Jahrhunderts als Siedler ins Wendland gekommen sind, unter freiem Himmel zur Aufführung kommen. Und vor Weihnachten spielen wir dann hoffentlich wieder das traditionelle Familientheater in Platenlaase.

BÄRBEL (wie wir unseren Theaterbus zärtlich nennen) soll 2021 noch einmal richtig zur Geltung kommen. Zu allem Überfluss haben uns dumme Jungs auch noch eine Scheibe eingeschlagen und eine geplatzte Druckluftleitung musste repariert werden, aber Moby Dick wird unsere Bärbel wohl durchstehen, bevor der TÜV uns scheidet. Wir brauchen also einen neuen, alten, großen Bus! Wenn einer einen weiß, bitte sagt uns Bescheid!

Bärbel, unserem Theaterbus wurde die Scheibe eingeschlagen, wie blöd...

Es endet

mit einer eingeschlagenen Bus-Scheibe
es endet
mit einem Schrecken
es endet
mit einer geplatzten Druckluftleitung
es endet
bei Pengel in Dannenberg
es endet
mit einer unruhigen Nacht
es endet
anders als es begann
es endet
anders als erwartet

Es endet mit Erich Kästner:

Wird’s besser? Wird's schlimmer?
fragt man alljährlich.
Seien wir ehrlich:
Leben ist immer
lebensgefährlich.

Es endet mit Applaus
und einem großen Danke
an den Landesverband der Freien Theater, der kulturpolitisch hoch aktiv ist und uns immer wieder hinweist auf mögliche Förderungen.

Es endet aber NICHT,
ohne dass wir Euch für eure Unterstützung danken
und natürlich allen eine Winterzeit mit frohem Herzen wünschen und
dann endet es vielleicht doch noch
mit einem großen Knall

... mit einem Aerosol Feuerwerk:

Fotos von M. & H. Kollenrott, Kina Becker, J. Arndt

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